Wartemarken an der Fleischtheke

Galeria Kaufhof ist schon ein sehr seltsamer Ort. Wie Der Held am Freitag es schon sagte: »Das Pferd ist tot!« Und trotzdem gibt es dieses Ding noch in der Bonner Innenstadt. Ich war jetzt da, um unten in der Lebensmittelabteilung eine Spezialität als Geschenk zu kaufen, die ich bisher nicht in einem anderen Laden gefunden hatte. Letztes Jahr war der Corona-Check das Highlight. Weil nämlich der Ladenteil den täglichen Bedarf abdeckt, konnte man dort ohne Test rein. Aber wenn man dann das Untergeschoss über Rolltreppe verlassen wollte, musste man den Test vorzeigen. Oder wieder über das Parkhaus gehen.

Dieses Mal war aber noch viel besser. Da standen gut vier Personen vor mit an der Fleischtheke. Es hatte sich eine Schlange gebildet, und ich habe mich da brav angestellt. Als eine Person fertig war, wurde per Nummer die nächste aufgerufen. Es gab Irritation in der Schlange, weil nicht allen klar war, dass man sich eine Nummer hätte ziehen müssen, mich eingeschlossen. Eine ältere Frau vom Typ Emily Gilmore (Fernsehserie Gilmore Girls) hatte wohl die nächste Nummer und schob ihren kleinen Wagen in Richtung der Fleischfachverkäuferin. Der über die Notwendigkeit der Wartenummern irritierten Frau teilte sie arrogant mit, dass ihr Versäumnis sich eine Nummer zu ziehen nicht ihr Problem sein sollte. Der Nummernautomat würde da schließlich gut sichtbar stehen.

Sie hatte die Verkäuferin dann eine lange Zeit in Beschlag, die zweite Verkäuferin bediente drei Kund*innen in der Zeit. Aber sie wollte drei Scheiben vom Krustenbraten hier, »aber nicht zu dünn schneiden!«, zwei Scheiben Roast Beef dort, ein Stück Wurst von der, und so weiter. Die Verkäuferin wirkte auch nicht begeistert, schien es aber mit Fassung zu nehmen. Die Kundin schien irgendwie das Klischee der perfektionistisch und arroganten Pensionärin, die mit ihrem Jaguar seit je her zu Kaufhof fährt und dort nur das feinste vom Feinsten kauft.

Als ich dann dran war, habe ich einfach meine zwei Stücke bekommen, und war dann auch fertig. Wahrscheinlich war ich einer der einfacheren Kunden dort. Und generell war ich auch ziemlich jung. Die Kundschaft von Kaufhof scheint sich mehr oder weniger gehalten zu haben, nur sind die halt alle auch älter geworden.

Ich ging zur Kasse, und da ging die Schlange bis um die Ecke. Vier oder fünf Kassen sind dort, nur eine war besetzt. Es kam eine weitere Mitarbeiterin und öffnete die Kasse. In deutscher Tradition rannten besonders die Leute vom Ende der existierenden Schlange zur neuen Kasse. Ich würde ja die Schlange vorne aufteilen, aber das wäre zu sinnvoll. Die Leute haben sich fast schon geschubst, um nur möglichst weit vorne in der Schlange zu stehen. Da ich an dem Samstag Zeit habe, und generell nicht gerne andere Leute schubse, habe ich mich hinten an die neue Schlange angestellt. Es ist immer wieder faszinierend, wie sich erwachsene Leute so aufführen.

Der Einkauf in der Markthalle war so wirklich ein Erlebnis. Als ich Zuhause von der Fleischtheke mit Wartemarke erzählt habe, wurde ich ungläubig angeschaut. Aber es ist wirklich so, das hätte man sich nicht ausdenken können.